Informationen zur Trauerarbeit und Trauerphasen


Allgemeines zur Trauerbegleitung und zum Trauerprozeß

Trauer ist der Preis, Ausgleich dafür, dass wir auch Freude empfinden können. Die Welt ist polar aufgebaut (wie Yin und Yang). Trauer ist eine normale, gesunde Reaktion und äußert sich sowohl in körperlichen wie in psychischen Zuständen. Man spricht insbesondere beim Verlust eines Menschen von „Trauer“ – aber es gibt generell viele Trauerformen und eben auch Verlustformen. Immer wieder werden wir auf stärkste darauf verwiesen: nichts können wir behalten auf dieser Erde. Wir müssen ständig mit Abschieden rechnen.

Welcher Art auch Verluste, Abschiede sind, den Trauerprozeß durchzuleben und in einer gewissen vorläufigen Art auch einmal zu beenden gelingt nicht, wenn wir das Ereignis als hoch sinnwidrig oder auch schockierend erlebt haben. Insbesondere können Menschen sich mit dem nicht abfinden, was sie als absurd einschätzen! Bei unserem Thema hier sieht das wie folgt aus: Den Tod eines über 90jährigen Menschen, der viel erlebt hat und dessen Körper sehr geschwächt ist, können wir auf Dauer akzeptieren. Den Tod eines 7jährigen Mädchens dagegen, vielleicht durch Unfall, können wir weder nüchtern vermelden noch verstehen noch annehmen. Ein Wozu, Warum hilft uns in vielen Fällen, im letzteren Falle finden wir aber in keinster Weise irgendeine annähernde Sinnantwort, weshalb die Trauerarbeit extrem schwerfällt, vielleicht nie aufhört oder auch chronisch, pathologisch wird.

Deshalb ist es mir in der Trauerbegleitung wie in der Abschiedsrede ein besonderes Anliegen, den Angehörigen aus der tatsächlichen oder gedachten „Absurdität“ des Vorfalls herauszuhelfen und den Verlust einzubetten in einen weit höheren, angedachten Sinnzusammenhang, den generell das menschliche Leben hat, inclusive seines Entstehens und Vergehens. So findet man z.B. Mütter, die früh ein Kind verloren, später als solche, die ungefragt erzählen, was an Funktion, Sinn, Lehre das Leben ihres Kindes für den ein oder anderen Mitmenschen gehabt hat. Ob das stimmt oder nicht, ist egal, der Versuch des Verstehens ist jedenfalls genau der Heilungsweg, um mit der ungeheuren Trauer doch irgendwie fertig zu werden. Also: Vorsichtig von der Absurdität weg und vorsichtig zum Sinn hin, das ist der Weg. - Zum Sinn kann auch gehören: konkret Abschied vom Verstorbenen nehmen oder Versäumtes in Ersatzformen nachholen.


Trauerphasen

Nach Kübler-Ross unterscheidet man bestimmte „Sterbephasen“; ähnlich, nach Verena Kast, auch gewisse „Trauerphasen“:

  • Als Erstes kann oft eine Phase des „Nicht-wahr-haben-Wollens“, mit quasi Empfindungslosigkeit, Schock im Gefühlsleben, auftreten.

  • Als Nächstes brechen vielleicht viele „Emotionen“, auch nachgeholte, aus. Z.B. kann es um: Zorn, Wut, Trauer, Verlassensangst, Schuldgefühl, Ohnmacht, Chaos, Vorwurf gehen.

  • Die dritte Phase ist ein oftmaliges Wiederholen von Suchen und Finden, von einer Art Wiederbegegnung (durch Dinge, aber besonders gern im Traum) mit der am Ende doch notwenigen Trennung. Als gingen der nüchterne Abschied und das innere Behalten des Verstorbenen parallel.

  • In der vierten Phase steht das sinnvoll oder geklärt nebeneinander: der Verlust ist akzeptiert, und zugleich begleitet den Trauernden ein Erinnerungsschatz. Es kommt der Sinn hinzu, dass alles Zerstörte aufersteht und wiedergeboren wird oder dass das „Stirb und werde“ auszuhalten im Leben die Normalität ist. Man kann sich wieder dem Leben zuwenden. Und im günstigen Falle ergibt sich die Erkenntnis, dass alle Verstorbenen definitiv weiterleben in einer anderen Dimension.



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